Ein innovatives Quartierszentrum soll im neuen Wohnquartier Pioneer Park Hanau in der ehemaligen Kirche der US-Army entstehen. Unterstützt wird das Projekt durch Förderprogramme des Bundes und Landes, die einen Großteil der auf knapp 3.2 Millionen Euro veranschlagten Kosten finanzieren.
„In der ehemaligen Kirche „Pioneer Chapel“ der Pioneer-Kaserne soll ein Treffpunkt entstehen als ein Ort der Begegnung, der Integration und des sozialen Zusammenlebens im neuen Quartier. Als Basisnutzung dient eine Bibliothek³ – ein Dritter Ort neben Zuhause und Schule – als öffentliche Bildungseinrichtung“, erklärt Oberbürgermeister Claus Kaminsky. Der neue Quartierstreff sei nicht nur für die 5000 neuen Bewohnerinnen und Bewohner des Pioneer Parks Hanau gedacht, sondern solle auch breite Bevölkerungsschichten der Nachbarquartiere in den Stadtteilen Wolfgang und Freigerichtviertel ansprechen. „Auch die neue Grundschule und die neue Kindertagesstätte im Pioneer Park können sich hier mit Medien versorgen. Bibliotheks- und umweltpädagogische Angebote ergänzen die Medienerziehung in beiden Einrichtungen“, erklärte der OB. „Gruppenräume im Erdgeschoss und im Gartengeschoss schaffen Raum für Lerngruppen, für kulturelle und gesellschaftliche Aktivitäten. Generationsübergreifende Programmangebote bieten Möglichkeiten für Begegnung und Wissenstransfer.“ Ebenfalls vorgesehen seien interaktive Bildschirmpräsentationen, die die Geschichte des Areals und seine Entwicklung vom Militärstützpunkt zum Wohnquartier anschaulich dokumentieren.
Die Bevölkerung im Quartier solle die Räume möglichst multifunktional nutzen können: Als Veranstaltungsraum, für Besprechungen, für Vereinsaktivitäten, als Proberäume für Musik oder Theater, als Repair-Cafe oder Fahrradwerkstatt, erläutert Kaminsky. Auch die Volkshochschule benötige Räume für Yoga und Bewegung für unterschiedliche Zielgruppen sowie einen Schulungsraum beispielsweise für einen Integrationskurs mit Kinderbetreuung, die hier ebenfalls geschaffen werden solle. „Die Terrasse im Westen bietet sich an diesem besonderen Ort für Trauungen an: Diese Funktion, die die Chapel selbstverständlich auch schon hatte, als die US-Army das Gelände noch nutzte, ist daher eine besondere Anknüpfung an die historische Nutzung des Gebäudes“, sagte der OB. Der Außenbereich um die ehemalige Kirche biete ausreichend Platz für Aufenthaltsflächen, grüne Klassenzimmer oder eine parkähnliche Anlage.
„Durch das Zusammenspiel der sozialen Orte Schule – Kita – Bibliothek – Freilufthalle mit dem angrenzenden Treffpunkt im Grünen und die Zugänge zu Freiflächen mit Sport- und Bewegungsmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe wird dieser Teil des Quartiers zu einem lebendigen Treffpunkt werden“, ist sich Kaminsky sicher. Das Konzept für den identitätsstiftenden Kultur- und Bildungsort werde gemeinsam mit Bewohnerinnen und Bewohnern im Rahmen des Förderprogramms „stadtbibliotheken hochdrei“ der Kulturstiftung des Bundes entwickelt und von Beate Schwartz-Simon, Leiterin des Kulturforums am Freiheitsplatz, federführend betreut, erläuterte der OB.
Die ehemalige Kirche – ein Einzelkulturdenkmal – befinde sich aktuell im Eigentum der LEG Hessen-Hanau GmbH, die den Pioneer Park Hanau entwickelt. Der Erwerb von Gebäude (Grundfläche ca. 540 m²) und des Grundstücks (Fläche 2.284 m²) durch die Stadt Hanau solle über das Förderprogramm „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“ für das Fördergebiet Klima-Pionier-Quartier erfolgen. „Der Quartierstreff Pioneer Chapel fügt sich mit seinem modernen Bildungsansatz perfekt in das Gesamtkonzept des Pioneer Parks Hanau ein, das für innovative Wohnformen und zukunftsträchtige Mobilitäts- und Energiekonzepte steht“, sagte der OB. Durch die gemeinsame Entwicklung des Quartiers mit der LEG Hessen GmbH werde man dem Anspruch auf Pioniercharakter für das Wohnareal somit weiterhin gerecht.
Die bauliche Umsetzung werde durch den Investitionspakt des Landes Hessen und des Bundes „Soziale Integration im Quartier“ ermöglicht, teilt Kaminsky weiterhin mit. Aus diese Förderpaket sei der Stadt Hanau jüngst die Summe von 2.877.000 Euro für das Projekt „Quartierstreff Pioneer Chapel“ zugesprochen worden, die den Umbau der Pioneer Chapel zu einem nachbarschaftlichen Zentrum in Pioneer Park mit einem Lern- und Bildungsschwerpunkt ermöglichten.
Beate Schwartz-Simon erläutert im Detail: „Die Stadtbibliothek Hanau, die Volkshochschule Hanau und das Evangelische Forum Hanau haben das Kooperationsprojekt „Bibliothek Leben in Pioneer Park. The Community is our Collection“ auf den Weg gebracht, mit dem Ziel, Bibliothek in der Zeit der Digitalisierung und der gesellschaftlichen Veränderungen neu zu denken und in einem Partizipationsprojekt mit den Bürgerinnen und Bürgern zu gestalten.“ Öffentliche Bibliotheken seien in den Stadtgesellschaften der Gegenwart längst zu zentralen Räumen geworden, in denen alters-, herkunfts- und interessenübergreifend Begegnung stattfindet, so die Leiterin des Kulturforums. „In Zeiten des digitalen Wandels und zunehmender Diversität vermitteln Bibliotheken wichtige Medienkompetenzen und sind attraktive und aktive Orte gesellschaftlichen Miteinanders: Die Chapel wird somit ein kommunaler Kultur- und Lernort. Sie wird kulturelle, soziale und digitale Teilhabe gemeinwohlorientiert und generationenübergreifend möglich machen“, so Schwartz-Simon. Eine besondere Bedeutung komme der Zusammenarbeit zwischen Volkshochschule und Stadtbibliothek zu. In der Chapel solle die kreative und entschlossene Weiterentwicklung der Schnittmenge beider Einrichtungen zu innovativen und effektiven Angeboten für die Bürgerinnen und Bürger führen, angefangen von den Kita- und Schulkindern, den Jugendlichen und den Eltern bis hin zu den Großeltern.
„Für die Erstellung des Konzepts „Bibliothek Leben in Pioneer Park – The community ist the collection“ wurden 150.000 Euro angesetzt. Davon finanziert die Stadt Hanau zehn Prozent, weitere 134.000 Euro wurden bereits von der Kulturstiftung des Bundes Förderprogramm „Stadtbibliotheken hochdrei“ zur Verfügung gestellt“, freut sich Schwartz-Simon. „Die Mittel werden zum größten Teil für die Stelle der Projektleitung verwendet, die gerade ausgeschrieben wird. Sie soll je zur Hälfte mit einer Person aus dem bibliothekarischen und einer Person aus dem Bereich der Erwachsenenbildung besetzt werden um den interdisziplinarischen Ansatz abzusichern“, erläutert sie.