Im Pioneer Park Hanau wird eine 8-gruppige Kindertagesstätte für insgesamt 155 Kinder von null bis sechs Jahren entstehen. Die Baumaßnahmen für die „KiTa Pioneer” sollen im August dieses Jahres beginnen und im Frühjahr 2022 abgeschlossen sein. Eine entsprechende Vorlage wurde vom Magistrat der Stadt Hanau in seinem ersten Präsenztreffen im Hanauer Rathaus seit Beginn der Coronakrise abgesegnet. Am 22. Juni wird die Stadtverordnetenversammlung final über die Vorlage abstimmen.
Wie Bürgermeister und Sozialdezernent Axel Weiss-Thiel berichtete, wird der Eigenbetrieb Hanau Immobilien- und Baumanagement die Baumaßnahmen mit Kosten von 5.590.000 Euro planen und ausführen lassen. Die Baumaßnahme werde mit Mitteln von bis zu 3.964.800 Euro aus dem Programm „Förderung der sozialen Integration im Quartier” gefördert, so Weiss-Thiel, wobei die Finanzhilfe des Bundes 3.304.000 Euro beträgt und die des Landes Hessen 660.800 Euro.
Anlass für den Bau der neuen Kita ist das neue Wohnquartier Pioneer Park Hanau, das derzeit auf dem ehemaligen Gelände der Pioneer-Kaserne in Hanau-Wolfgang entsteht. Nach Abschluss der Baumaßnahmen sollen hier bis zu 5.000 Menschen wohnen und arbeiten. Um die für das Wohngebiet notwendige Infrastruktureinrichtungen zu schaffen, plant die Stadt eine Kindertagesstätte sowie eine dreizügige Grundschule mit Einfeldturnhalle zu errichten. Hierzu wurde im Januar 2020 durch die Stadt Hanau ein Grundstück mit einer Fläche von etwas mehr als 10.000 Quadratmetern in unmittelbarer Nähe zum FFH-Schutzgebiet Bulau von der LEG Hessen-Hanau GmbH käuflich erworben. Für den Erwerb des KiTa-Flächenanteils erhält die Stadt Hanau eine Förderung über das Förderprogramm „Wachstum und nachhaltige Erneuerung”. Die Erschließung erfolgt über den Alfred-Nobel-Bogen.
„Unter Beachtung des Strukturkonzeptes für das Wohnquartier als Klimapionier werden wir auch hier bewusst darauf verzichteten, größere Bereiche des Grundstücks zu versiegeln, um weitere Parkplätze für Kindertagesstätte und Grundschule einzurichten”, erklärte Weiss-Thiel. Die Außenanlagen, die sich Schule und Kita teilen werden, sollten vorrangig für die Nutzung als Frei- und Spielfläche der Kinder hergerichtet und vorgehalten werden. Weitere Parkplätze befänden sich in unmittelbarer Nähe im öffentlichen Straßenraum; die darüber hinaus benötigten Parkplätze würden in einem separaten Parkhaus angemietet werden, teilte der Bürgermeister mit. Dem Grundstück werde jedoch eine Hol- und Bring-Zone vorgelagert, die jedoch voraussichtlich vorrangig von den Eltern der Grundschule genutzt werden solle.
„Das geplante Raumangebot eröffnet die Möglichkeit, das Betreuungsalter der Kinder flexibel an die Bedarfe des neuen Stadtquartieres anzupassen. Dies schließt auch die Schulkindbetreuung im Zusammenspiel mit der zukünftigen Grundschule mit ein”, sagte der Bürgermeister. Im Rahmen der konzeptionellen Ausrichtung sollten in der neuen Einrichtung sprachliche Kompetenzen und pädagogische Inhalte zur kulturellen Vielfalt auf der Grundlage eines gemeinsamen Wertekataloges vermittelt werden. Auch der Aneignung von Medienkompetenz durch die bewusste Nutzung digitaler Medien im Kita-Alltag werde ein besonderer Stellenwert zugewiesen werden, so Weiss-Thiel. Schwerpunkt der inhaltlichen Ausrichtung der Kindertagesstätte bildeten jedoch Themen der Natur- und Umweltpädagogik. Mit Gartenbau, Walderfahrung und gegebenenfalls tauch mit tiergestützter Pädagogik, sollen die Sinneserfahrungen der Kinder angeregt und gefördert werden. „In der Einrichtung wollen wir Kindern eine Erfahrungswelt anbieten, die die eigene Lernmotivation durch vielfältiges Erleben unterstützt und so kleine Pioniere bei ihrem Start in die Gesellschaft begleitet”, erklärte der Bürgermeister.
Für den geplanten Neubau des zweigeschossigen, teilunterkellerten Gebäudes mit einer Nettogrundfläche von knapp 2000 Quadratmetern konnte sich im Rahmen eines europaweiten Vergabeverfahrens das Architekturbüro Behnisch und Partner aus Stuttgart mit ihrer Planungsidee durchsetzen. „Der Entwurf, bestehend aus einzelnen in sich verschachtelnden organischen Baukörpern mit dazwischenliegenden Balkonen und Terrassen ist inspiriert von der unmittelbaren Nähe zum Wald, folgt diesem Gedanken bei Material- und Farbauswahl sowie Formgebung und befindet sich so in Einklang mit dem pädagogischen Konzept der zukünftigen NutzerInnen”, erläutert Weiss-Thiel. Die Flachdächer über den Gruppenräumen würden als leicht geneigte Pultdächer ausgebildet und erhielten eine extensive Dachbegrünung. „Die Kosten für Planung und Herrichtung der Außenanlagen des gesamten Grundstücks für Kindertagesstätte und Grundschule sind nicht Gegenstand dieser Stadtverordnetenvorlage und werden über eine separate Projektnummer abgerechnet”, erklärte der Bürgermeister.
Die neue Kindertagesstätte wird von der eigens für die Versorgung des Quartiers errichteten Energiezentrale des Pionierwerks Hanau GmbH mit Nahwärme versorgt werden. Die Warmwasserbereitung erfolgt dezentral über Durchlauferhitzer. Da sowohl der Strom über die HEMG (Hanau Energiedienstleistungs- und Managementgesellschaft) als auch die Nahwärme über das Blockheizkraftwerk des Pionierwerks Hanau CO2-neutral gestellt ist, liegen die CO2-Emissionen für das neu zu errichtende Gebäude bei null.
Mit dem Investitionspakt „Soziale Integration im Quartier“ fördert das Bundesbauministerium seit 2017 die Erneuerung sowie den Aus- und Neubau sozialer Infrastruktur und deren Weiterqualifizierung zu Orten des sozialen Zusammenhalts und der Integration in den Städten und Gemeinden. Hierfür stellt der Bund den Ländern in den Jahren 2017 bis 2020 jährlich 200 Millionen Euro als Finanzhilfe zur Verfügung. Beim Investitionspakt beteiligt sich der Bund mit 75%, das Land Hessen mit 15% und die Stadt mit 10%.
Ziel des Investitionspakts ist es, Angebote der quartiersbezogenen Integration und des sozialen Zusammenhalts zu schaffen und Einrichtungen der sozialen Infrastruktur als Orte der Integration zu qualifizieren.
Dies können sowohl Bildungseinrichtungen wie Schulen, Bibliotheken und Kindertagesstätten sein als auch Bürgerhäuser, Stadtteilzentren oder Sport- und Spielplätze. Das Bund-Länder-Programm bietet Investitionszuschüsse, um Kommunen zu unterstützen, die soziale Infrastruktur anzupassen und den sozialen Zusammenhalt aller Bevölkerungsgruppen im Quartier zu fördern. Hierfür sind Investitionen in die Erweiterung, Sanierung und den Neubau ebenso notwendig wie die begleitende Unterstützung durch zum Beispiel Integrationsmanager.