Von Abrissarbeiten bis Zauneidechsen, von Anweisungen an Bauarbeiter bis zu Gesprächen mit Planern und Politikern, von langfristigen Planungen bis zu kurzfristigen Entscheidungen: Dieter Heymann hat den Überblick im Pioneer Park Hanau. Der 58-Jährige ist Projektleiter Erschließung des größten Neubauvorhabens im Rhein-Main-Gebiet.
Herr Heymann, ein 50 Hektar großes Quartier mit rund 1.600 Wohneinheiten – konnten Sie mit Ihrer jahrzehntelangen Erfahrung in der Projektsteuerung sofort die Dimensionen des Pioneer Park gut einschätzen, nachdem Sie die Aufgabe übernommen hatten?
Flächen von 10 bis 15 Hektar sind nichts Ungewöhnliches. Aber die 50 Hektar waren auch für mich Neuland. Hinzu kommt die Herausforderung, dass diese Fläche nicht irgendwo auf der grünen Wiese liegt, sondern es sich um ein ehemaliges Militärgelände mitten im Rhein-Main-Gebiet handelt, mit Gebäuden, Altlasten und viel Grün. Ich war zum Glück in einer sehr frühen Entwicklungsphase vor über drei Jahren schon dabei, konnte dadurch wichtige Einblicke erlangen und viele Gespräche führen. Als ich dann die ersten Luftbilder sah, wurden mir die Dimensionen noch einmal anschaulich bewusst.
Welche Eigenschaften bringen Sie mit, um nicht den Überblick auf dem Gelände zu verlieren?
Zunächst einmal muss man wissen, dass wir durch unseren ambitionierten Zeitplan Hoch- und Tiefbaumaßnahmen sowie den Endausbau der sanierten Wohnungen zeitgleich durchführen, was ungewöhnlich ist. So haben wir zum Beispiel täglich rund 200 LKW auf dem Gelände, die Material bringen oder abholen. Aber der Pioneer Park ist ja durch seine Größe in Kombination mit den verschiedenen Wohnformen sowie den innovativen Versorgungs- und Mobilitätskonzepten ebenfalls etwas Besonderes. Da braucht es schon Erfahrung und eine innere Ruhe, diplomatisches Geschick und die richtige Ansprache. Mit einem Bautrupp sind die Gespräche dabei schon mal direkter als zum Beispiel bei einer Ausschusssitzung in Hanau. Ich muss Entscheidungen treffen und darf mir die Butter nicht vom Brot nehmen lassen.
Wie sieht ein normaler Arbeitstag als Projektsteuerer für die Erschließung im Pioneer Park aus?
Ich bin mindestens drei Tage die Woche in Hanau auf dem Gelände. Zu Beginn stimme ich mit allen Gewerken einzelne Termine ab oder begleite Abbruchtermine auf den Baustellen. Hinzu kommen Gespräche mit Behörden oder dem Ingenieurbüro. An den anderen Tagen geht es im Wiesbadener Büro viel um die Rechnungsprüfung. Ich darf bei den vielen Aufgaben natürlich die Kosten nie aus dem Auge verlieren.
Wie fällt Ihr Zwischenfazit in puncto Zusammenarbeit mit Baufirmen und Behörden aus?
Trotz der vielen Herausforderungen und manchmal auch Überraschungen, die ein derart umfangreiches Projekt mit sich bringt – vor Kurzem hatten wir zum Beispiel militärische Ausrüstung und Flugzeugteile hier in einem Löschteich gefunden – ist die tägliche Arbeit von einem positiven Spirit geprägt. Das liegt unter anderem auch an der sehr guten Zusammenarbeit mit der Stadt Hanau.
Im Pioneer Park entsteht für bis zu 5.000 Menschen ein neues Zuhause in einer grünen Umgebung. Natur und Wohnraum sind dabei kein Widerspruch.
Das ist richtig. Auch hier ist die Größe des Geländes für die Planer ein Vorteil. Rund 40 Prozent des Areals sind für Grünflächen vorgesehen. Hinzu kommt ein grüner Gürtel um den Pioneer Park, der zudem in unmittelbarer Nähe zum Naturschutzgebiet Bulau liegt. Für jeden Baum, der im Zuge der Erschließungsarbeiten gefällt werden muss, wird an anderer Stelle ein neuer Baum gepflanzt. Auch die auf dem Areal lebenden Eidechsen werden sensibel umgesiedelt. Zudem sind wir bemüht, Material wie beispielsweise Erde aus den Erschließungsarbeiten – soweit möglich – nicht unnötig abzutransportieren, sondern ökologisch und ökonomisch sinnvoll auf dem Gelände wiederzuverwenden.