Steffen Maiwald ist Alleingeschäftsführer der Stadtwerke Hanau. Der 51-jährige Diplom-Kaufmann ist seit über 20 Jahren in der Energiewirtschaft tätig. Nach verschiedenen beruflichen Stationen im In- und Ausland führt er seit 7 Jahren den kommunalen Energie- und Wasserversorger in Hanau.
Michael Lowak, seit drei Jahren CEO des Energiedienstleisters GETEC Wärme & Effizienz GmbH, ist ausgewiesener Experte für das Zusammenspiel von Energie- und Immobilienbranche.
Gemeinsam entwickeln Sie seit Anfang des Jahres die Quartiersversorgung für das Konversionsprojekt in Hanau. Dafür wurde das Unternehmen „PionierWerk GmbH“ gegründet. Dieses bietet den künftigen Bewohnern des Pioneer Parks eine vollumfängliche, zukunftsweisende Infrastruktur. Michael Lowak wird zudem dieses innovative Versorgungskonzept auf der internationalen Fachmesse EXPO REAL (8. bis 10. Oktober) in München präsentieren.
Wieso gilt der Pioneer Park als Leuchtturmprojekt für ein innovatives und klimafreundliches Quartiersangebot?
Steffen Maiwald: Unser PionierWerk verfolgt das ambitionierte Ziel, ein städtebauliches Großprojekt innovativ und vor allem CO2-neutral zu versorgen. Das umfasst neben der traditionellen Strom- und Wärmeversorgung auch Angebote zu Breitband, Smart Home und Mobilität. Die Bewohner dürfen sich letztlich über ein komplettes Infrastruktur- und Versorgungsangebot aus einer Hand freuen.
Kernbereiche im Pioneer Park sind für die zukünftigen Mieter und Eigentümer die Strom- und Wärmeversorgung.
Michael Lowak: Um zwei Zahlen zu nennen: Der Wärmebedarf für Bestands- und Neubauten beträgt rund 14.000 Megawattstunden und der Strombedarf circa 5.000 Megawattstunden für die private und gewerbliche Nutzung in dem Gebiet. Um diese Leistung innovativ zu erreichen, sind eine Kombination von KWK-Anlagen mit regenerativen Energieträgern, ein neues Stromnetz – gegebenenfalls als Arealnetz geführt – sowie ergänzende Photovoltaik-Anlagen und Speichertechnologien vorgesehen. Unser Anspruch im Pioneer Park ist eine klimaneutrale Strom- und Wärmeversorgung mit einem lokalen Erzeugungsanteil von mindestens 50 Prozent, bei der Wärme sogar dank des BHKW von 100 Prozent lokalem Erzeugungsanteil.
Wie lässt sich die Idee des sogenannten E-Sharing, der gemeinschaftlichen Nutzung von E-Autos und E-Bikes, als Ergänzung und zukünftige Alternative zum eigenen PKW im Pioneer Park umsetzen?
Steffen Maiwald: Wichtig sind in puncto Mobilität besonders die Nähe und die Auswahl: So sind auf dem Areal 14 E-Mobilitätsstationen mit elektrisch betriebenen Autos, Fahrrädern und Lastenrädern vorgesehen. 25 Prozent der Stellplätze werden für die Nachrüstung von Ladestationen vorgerüstet. Gleichzeitig ist eine enge Vernetzung mit dem ÖPNV-Angebot in Hanau vorgesehen. Das Konzept lässt sich in einem zweiten Schritt auch auf das Stadtgebiet ausweiten mit dem langfristigen Ziel, den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren. Wir denken hier gerade weiter, der Pioneer Park soll den Startschuss geben.
Welche Rolle spielt das Smart Home beim Versorgungskonzept?
Michael Lowak: Durch die Förderung von energiebewusstem Verhalten lässt sich Energie besonders effizient nutzen. Hier kommt das Smart Home ins Spiel: In jeder Wohnung gehört die Echtzeitmessung von Strom und Wärme zur Basisausstattung. Der Energiestatus ist per Smartphone-App abrufbar, die Erweiterung für zusätzliche Funktionen wird jederzeit möglich sein. Darüber hinaus prüfen wir, welche zusätzlichen Applikationen zur Effizienzsteigerung wir den Immobilieneigentümern und den Mietern zukünftig zur Verfügung stellen können.
In dem Zusammenhang ist schnelles Internet natürlich eine Selbstverständlichkeit im Pioneer Park, so werden neue Glasfasernetze bis in jede Wohnung verlegt. Kostenlose Internet-Zugänge (Free-WiFi) auf dem Areal sind in der Prüfung.
Auch die Beleuchtung im Pioneer Park ist zum Teil nicht mit einer herkömmlichen Straßenlaterne zu vergleichen.
Steffen Maiwald: Das ist richtig. In puncto Energieeffizienz und Funktionalität wollen wir auch bei der Außenbeleuchtung im Areal neue Standards setzen: Die Straßenleuchten können optional zugleich zur WLAN-Nutzung, als Notrufsäulen und Ladestationen fungieren. LED-Lampen sowie eine bedarfsgerechte Steuerung sorgen dafür, dass sie auf besonders sparsame Art und Weise auch ihren ursprünglichen Zweck erfüllen.